Wie oft gibt es Fahrradunfälle? regine schöttl - stock.adobe.com

Fahrradunfälle: Was die amtliche Statistik verrät

Noch nie waren so viele Fahrräder auf Deutschlands Straßen unterwegs. Das schlägt sich auch in der Unfallstatistik nieder. 

  • 4 Min.
  • 01/11/2022 - 14:03
  • Hanna von linexo
  • Auf einen Blick

Wer mit dem Fahrrad fährt, hat ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis. Denn die Fragilität und fehlende Schutzausrüstung des Zweirads machen es zu einem besonders gefährdeten Verkehrsmittel. Du selbst wirst deshalb auf dem Rad kaum unnötige Risiken eingehen oder Gefahrensituationen provozieren. Radfahrende sind also schon allein aus gesteigertem Bewusstsein für ihre Sicherheit meist vernünftiger und defensiver unterwegs als manch andere im Straßenverkehr. Dennoch ist die Möglichkeit eines Unfalls nie ganz auszuschließen. Hier informieren wir dich über Fahrradunfälle in Deutschland, wie viele es sind, welche Ursachen sie haben und wie du dich für den Fall der Fälle noch besser schützen kannst.

Fahrradunfälle: Das Rad zieht immer den Kürzeren

Fahrräder haben keine Knautschzone. Schon allein wegen ihrer Konstruktion sind sie im Straßenverkehr einigen Risiken ausgesetzt. Nicht umsonst lautet ein typischer Spruch: „Das Auto ist immer der Stärkere“. Man kann genauso sagen: Auch eine Mauer, ein Baum, ein Brückengeländer oder ein Felsen auf einem Mountainbike-Trail können einen Fahrradunfall zu einem ernsthaften Zusammenstoß mit schweren Folgen für die Gesundheit machen – von den Schäden am Fahrrad mal ganz abgesehen. Die derzeit aktuelle Statistik über Fahrradunfälle in Deutschland bezieht sich auf das Jahr 2023. Bei den vom Statistischen Bundesamt (StBA) ermittelten und zusammengefassten Vergleichsdaten sind allerdings die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Verkehrsaufkommen und das individuelle Fahrverhalten in den Jahren zuvor zu berücksichtigen.

Immer mehr Todesopfer bei Fahrradunfällen

2023 ereigneten sich nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) 2,5 Millionen Verkehrsunfälle auf Deutschlands Straßen – 4,7 Prozent mehr als im Vorjahr, in dem aber coronabedingt ein niedrigeres Verkehrsaufkommen zu verzeichnen war. Leider nahm sowohl die Zahl der bei Unfällen getöteten als auch der verletzen Personen leicht zu. Durchschnittlich starben demnach 2023 pro Tag acht Menschen, 145 wurden schwer, weitere 859 leicht verletzt. Schauen wir uns die Zahlen zu den Fahrradunfällen genauer an. Im Berichtsjahr wurden 94.050 Radunfälle mit Personenschaden gemeldet. Gegenüber 2022 haben Fahrradunfälle erfreulicherweise um 3,8 Prozent abgenommen. So sank die Zahl der durch einen Verkehrsunfall verstorbenen Radler im Jahresvergleich um 5,9 Prozent, wobei jedoch 446 Menschenleben zu beklagen waren. Ein noch erschreckenderes Bild zeigt der statistische Vergleich über einen längeren Zeitraum: Zwischen 2010 und 2023 ging zwar die Zahl der bei Unfällen getöteten Pkw-Insassen um 35,2 Prozent zurück – ein Trend, der Hoffnungen weckt – dagegen stieg die Zahl der mit einem Fahrrad umgekommenen Menschen um 17,1 Prozent! Wie konnte es so weit kommen?

Auch die Fahrradunfälle Statistik hat eine Dunkelziffer

Bevor wir nach den Ursachen forschen, warum Fahrradunfälle mit tödlichem Ausgang so übermäßig zugenommen haben, noch ein Wort zu Statistiken. Mit denen ist es bekanntlich so eine Sache. Denn es können nur solche Fahrradunfälle registriert werden, die auch amtlich gemeldet wurden. Jemand muss also die Polizei gerufen haben. Gerade bei Stürzen mit dem Fahrrad ist es aber so, dass viele gar nicht in die offizielle Statistik eingehen, weil der Unfall zu gar keinen oder nur leichten Blessuren und Schäden geführt hat. Das betrifft insbesondere die sogenannten Eigenunfälle, also Karambolagen, bei denen nur die Fahrerin oder der Fahrer des Rades und sonst niemand beteiligt war. Hier besteht der Verdacht, dass womöglich nur ein Prozent aller Eigenunfälle mit dem Fahrrad in der Statistik auftauchen. Eine fast ähnlich hohe Dunkelziffer könnte nach Experten-Einschätzungen auch für geringfügige Fahrradunfälle mit Fußgängern oder Autos angenommen werden. Klar ist aber auch: Die Fahrradunfälle Statistik wird zumindest bei Unfällen mit gravierendem Personenschaden sehr zuverlässig sein. Und um die geht es uns in diesem Beitrag.

Mehr Fahrräder – also auch mehr Fahrradunfälle?

Rund 84 Millionen Fahrräder kreuzten nach Angaben von Statista 2023 durch Deutschland – rund 17 Millionen mehr als 2005. Das Pro-Kopf-Aufkommen an Fahrrädern hierzulande ist damit zumindest statistisch bei 100 Prozent. Wie die Unfallforschung der Versicherer (UDV) herausfand, nahm der Anteil von Radfahrenden am Straßenverkehr bereits zwischen 2002 und 2017 um 37 Prozent zu. Die Kurve ging auch danach weiter steil nach oben. Jedoch gibt es noch keine neueren Zahlen aus dieser Quelle. Natürlich liegt es nahe, die Zunahme an schweren Fahrradunfällen auf den Zuwachs an Rädern zu schieben: Mehr Biker – mehr Fahrradunfälle in der Statistik. Gerhard Hillebrand, der ADAC-Verkehrspräsident, lässt sich in den Medien mit dem Statement zitieren, dass Deutschlands Fahrrad-Boom begrüßenswert sei, aber die Radverkehrsinfrastruktur nicht im gleichen Maß mit dem Anstieg des Radverkehrs mitgewachsen ist. Er fordert deshalb fahrradgerechtere Städte. Schließlich passierten die meisten Fahrradunfälle innerorts.

Hintergrund: Viele sind in den letzten Jahren vom Auto aufs Rad umgestiegen und pendeln zum Arbeitsplatz. Ein typischer großstädtischer Unfallhergang sieht so aus, dass ein Radfahrender bei Grün eine Ampelkreuzung überquert und von einem unachtsam rechtsabbiegenden LKW erfasst wird. Solche Unfälle führen weitaus eher ins Krankenhaus als ein Sturz auf einem Radweg im Stadtpark. Der UDV fordert daher nichts weniger als die Änderung von Vorfahrtsregelungen. Was die Situation auf unseren Landstraßen betrifft, möchte der Verband wie bereits beim Neubau von Bundesstraßen üblich von der Straße getrennte Radwege. Auch sollten viele Radwege weiter ausgebaut und mit besseren Oberflächen versehen werden.

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Grafik mit Informationen zu Fahrradunfällen
Fahrradunfälle, an denen mindestens ein weiterer Verkehrsteilnehmer beteiligt war linexo, Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis); ADFC, 2021

Fahrradunfälle: Die Statistik fragt nach der Schuld

Eine schon etwas ältere Untersuchung des Statistischen Bundesamts von 2021 stellte fest: Von den amtlich erfassten Fahrradunfällen mit Personenschaden waren 28,3 Prozent Unfälle ohne Fremdeinwirkung. In 69 Prozent der Zusammenstöße waren mindestens zwei Verkehrsteilnehmer verwickelt. Mit 71,9 Prozent waren Autos die häufigsten Unfallgegner. 11,3 Prozent der Unfälle passierten mit einem anderen Fahrrad, bei 6,6 Prozent waren Fußgänger beteiligt. Eine Zahl, die aufhorchen lässt: Bei der Hälfte (49,4 Prozent) aller Fahrradunfälle waren die Fahrer selbst für den Crash selbst verantwortlich. Wenn man aber lediglich die Zusammenstöße mit Autos berücksichtigt, trugen Fahrradfahrer nur zu 24,8 Prozent die Schuld am Unfall. Bei Kollisionen mit Fußgängern liegt die Schuldfrage wiederum mehrheitlich bei den Bikern (56,7 Prozent).

Eigenunfälle passieren zumeist aus technischen Gründen, weil Fahrfehler gemacht oder Hindernisse übersehen werden. Ein häufiges Fehlverhalten der radelnden Zunft ist das Benutzen einer „falschen Straße“. Hier ist die Fehlerquote um 10,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Weitere häufige Ursachen für Fahrradunfälle sind falsches Abbiegen, Missachten der Vorfahrt und Alkoholgenuss. Ein Anstieg um beachtliche 29,7 Prozent betrifft Unfälle auf dem Fahrrad wegen nicht angepasster Geschwindigkeit. Hier könnte auch die wachsende Zahl von E-Bikes eine Rolle gespielt haben.

Die Gefahr eines E-Bike Unfalls für ältere Menschen

9,8 Millionen Fahrräder in Deutschland rollen inzwischen mit elektrischer Unterstützung. Von ihnen werden viele von älteren Menschen gefahren, die sich die Meisterung eines konventionellen Bikes rein kräftemäßig nicht mehr zutrauen. Mit einem E-Bike sind sie flott unterwegs – und doch gehen gerade ältere Pedelec-Fahrer ein Extra-Risiko ein. Das schwere Bike, die mühelos erreichbare Geschwindigkeit und mögliche Defizite in Motorik und Reaktionsschnelligkeit sind eine gefährliche Mischung. Auch sind betagtere Menschen bei Stürzen besonders verletzungsgefährdet. Hier kannst du mehr zu diesem Thema nachlesen. Laut Unfallstatistik starben 2021 bezogen auf 1.000 Fahrradunfälle 7,6 Fahrerinnen und Fahrer bei einem E-Bike Unfall. Mit einem klassischen Fahrrad lag die Todesquote „nur“ bei 3,5. In Bayern war beispielsweise 2022 jeder dritte tödliche Radcrash ein E-Bike Unfall. Die jüngste Fahrradunfälle Statistik des Statistischen Bundesamts berücksichtigt allerdings keine Altersangaben, weshalb wir in dieser Hinsicht bei der schlimmen Steigerung letaler Unfälle auf Vermutungen angewiesen sind.

Bei Fahrradunfällen schützt ein Helm!

Wer Fahrrad fährt, sollte im Interesse der Gesundheit das eigene Fahrverhalten überprüften, auf essenzielle Dinge wie Beleuchtung und Bremsen achten und sich – wenn noch nicht geschehen – mit dem Tragen eines verlässlichen Fahrradhelms anfreunden. Wie die Deutsche Verkehrswacht herausgefunden hat, trugen 2020 26 Prozent der Biker einen Helm. Mit Verweis auf eine Studie der Verkehrsministerien von Baden-Württemberg und Thüringen hebt sie hervor, dass durch das Tragen eines Fahrradhelms bei Fahrradunfällen etwa 20 Prozent der leichten Kopfverletzungen und bis zu 80 Prozent der besonders schweren Art vermieden werden können. Diesem Ziel haben sich nicht zuletzt die in den sozialen Medien sehr aktiven #helmfluencer verschrieben – eine Bewegung, die Fahrradfahren nur noch mit Helm fordert und dies mit vielen Postings attraktiv machen will. Überdies bietet unter anderem der ADFC speziell zur Verhinderung eines E-Bike Unfalls Radfahrschulen für Erwachsene in deutschlandweit belegbaren Kursen.