Einräder
Kunstradfahren (Bild: Kyon – stock.adobe.com )

Kunstradfahren: Medaillen für Sport & Ästhetik

Deutschland ist eine Hochburg im Kunstradsport. Hier erfährst du, was die Faszination der zirkusreifen Darbietungen auf dem Kunstrad ausmacht.

  • 4 Min.
  • 23/10/2023 - 09:00
  • Hanna von linexo
  • Auf einen Blick

Kunstradsport ist ein Fest fürs Auge: furios, elegant, hochakrobatisch. Und dennoch kennen diese Ästhetiksportart nur wenige Fans – erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Deutschland eine weltweite Hochburg des Kunstradfahrens ist. Vielleicht liegt es daran, dass das Fahrrad vor allem als Outdoor-Vehikel wahrgenommen wird und man nicht sofort auf die Idee kommt, die exzellentesten Fahrkünstler und -künstlerinnen in der Halle zu suchen. Doch dort ist das Kunstrad zu Hause. Wir laden dich ein, diese faszinierende Hallensportart näher kennenzulernen und die in ihr gezeigten artistischen Fähigkeiten vielleicht sogar beim nächsten Wettkampf in deiner Region zu bewundern.

Der Kunstradsport begann in der Zirkusarena

Für die meisten von uns ist Radfahren eine Form der Fortbewegung, die an sich kein besonderes Können erfordert. Und schon gar nicht den Anspruch erhebt, eine Kunst zu sein. Wenn man es einmal kann, dann verlernt man es sprichwörtlich nie wieder. Aber es gibt noch einen anderen, einen geradezu artistischen Zugang zum Fahrradfahren. Hierbei geht es nicht darum, schnell, sicher und möglichst bequem von A nach B zu kommen, sondern um wahre Akrobatik. Mit dem Aufkommen von Fahrrädern aus Massenproduktion gab es auch gleich Artisten, die die Prinzipien des Kunstreitens auf das Zweirad übertrugen. Das Fahrrad wurde zu einer Art Turngerät, an dem man in voller Fahrt seine Künste zeigen konnte. Das geschah zuerst in Zirkusarenen und auf Volksfesten. Aus dem reinen Showact der Anfangsjahre entwickelte sich das Kunstradfahren mit der Zeit zu einer seriösen Sportart, die in den nationalen Sportverbänden gepflegt wird und in der Meisterschaft ausgetragen werden. Der hiesige Radsport Verband, unter dessen Dach der Sport auf dem Kunstrad eine eigene Disziplin bildet, ist der Bund Deutscher Radfahrer.

Ein Bike wie eine Maschine: das Kunstrad

Das Kunstrad ist kein handelsübliches Fahrrad, sondern eine Sonderanfertigung. Dieses auch „Kunstfahrmaschine“ genannte Bike wird in Handarbeit passend zu den besonderen Anforderungen der Ästhetiksportart hergestellt. Es kostet rund 2.500 Euro und verfügt beispielsweise über eine Spezialbereifung mit sehr hohem Reifendruck für sehr glatte Flächen wie Linoleum- oder Holzparkett-Hallenböden. Nur dort ist für Bodenhaftung gesorgt. Jeder geringfügig unebene Radweg würde diesem Gefährt Schaden zufügen, da es dort über die Hallen-Reifen nicht abgefedert wäre. Kunstradfahren ist ein Sport für drinnen. Deshalb haftet am Kunstrad auch der spröde Begriff „Saalmaschine“. Sein Getriebe ist so konstruiert, dass man im sogenannten Starrlauf schnell anfahren und bremsen sowie rückwärts fahren kann. Damit man auf ihm in Gymnastikschuhen während der Fahrt stehend Halt findet, gibt es einen speziellen Sattel nebst dafür geeigneten Lenker. Das ist auch einer der Gründe, weshalb man nicht auf einem beliebigen Citybike seine akrobatischen Fähigkeiten austesten sollte – es ist dafür einfach nicht geeignet.

Was passiert beim Kunstradfahren?

Als international einheitlich geübte Ästhetiksportart gehorcht das Kunstradfahren verbindlichen Regeln, die von der Union Cycliste International (UCI) festgelegt wurden. Sie beginnen mit einer reglementierten Hallenfläche, auf der man seine Künste auf dem Rad demonstrieren kann. Innerhalb einer Zeit von maximal fünf Minuten zeigen Radsportler und -sportlerinnen in einer Kür ihr Können in verschiedenen Übungen. Das lässt sich ungefähr mit Wettbewerben im Eiskunstlauf vergleichen. Runden, halbe Runden, S- oder 8-förmige Strecken werden dabei mit Sprüngen, Hocken oder Übergängen auf dem Kunstrad absolviert. Eine solche Sportdarbietung ist in den höchsten Klassen schon ziemlich zirkusreif – je schwieriger das Programm, desto mehr Punkte werden von den Punktrichtern und -richterinnen vergeben. Dieser Radsport steht also nicht für pure Athletik und Kondition, wie etwa das Rennradfahren. Vielmehr sind diese Fähigkeiten erst die Voraussetzung, um überhaupt auf dem Rad zum Teil erstaunliche Tricks und Kunststücke zu wagen.

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Die Disziplinen im Kunstradfahren

Im Kunstradsport gibt es Disziplinen jeweils für Männer und Frauen sowie offene Klassen.

1er Kunstradfahren: Hier werden von Sportler oder Sportlerin in fünf Minuten 30 Übungen vollführt, zu denen Stände auf Sattel und Lenker, Drehungen, Steiger, Rotationen und typische turnerische Elemente gehören.

2er Kunstradfahren: Die Zweiervariante bietet einen besonderen Clou. Zuerst bewiesen sich zwei Fahrende auf zwei Rädern synchron wie bei der 1er-Disziplin. In einem zweiten Teil der Kür steigen beide auf nur ein Kunstrad und demonstrieren weitere 25 Übungen, zum Beispiel Trageübungen und gemeinsame Stände.

4er/6er Kunstradfahren: Vier bzw. sechs Radsporttreibende turnen auf eigenen Rädern 25 Übungen und fahren dabei mehrere synchrone Figuren.

4er/6er Einradfahren: Das Einrad ist ein Kunstrad mit nur einem Rad und verlangt ebenfalls hohes artistisches Können, ist aber keine international geübte Disziplin. In Deutschland erfreut sich das Einrad gleichwohl großer Beliebtheit und wird in 4er und 6er Wettkämpfen zum Rollen gebracht.

Die Weltmeisterschaften im Hallenradsport

Eine erste Hallenradsport-Weltmeisterschaft, in der auch Wettkämpfe im Kunstradfahren auf der Tagesordnung standen, wurde 1930 in Leipzig ausgetragen. Europa und vor allem Deutschland sowie die deutschsprachigen Länder sind seitdem die Zentren dieser Ästhetiksportart geblieben. Es sind denn auch deutsche Sportler und Sportlerinnen, die beim Kunstradfahren mehr Medaillen einfahren als jede andere Nation. Insgesamt errang Deutschland im Hallenradsport bisher 446 Medaillen, darunter 207 Goldmedaillen. Mit dem Medaillenspiegel der DDR kämen weitere 22 hinzu. Auf den Rängen zwei und drei folgen die Schweiz und Tschechien mit 150 bzw. 65 Medaillen.

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