Frau fährt auf einem Lastenrad.
Long John-Lastenfahrräder sind als Familienkutsche beliebt. (Bild: Alexander & Theresia Schulz - stock.adobe.com )

Lastenfahrrad: umweltfreundlicher Packesel

In diesem Artikel gibt es viele nützliche Infos rund um Lastenfahrrad-Arten, Vor- und Nachteilen, Kosten und staatliche Förderung.

  • 5 Min.
  • 08/09/2020 - 14:44
  • Tim von linexo
  • Auf einen Blick

Gerade in urbanen Bereichen gehört dieser transportfreudige Fahrradtyp zum Stadtbild: Die Rede ist vom Lastenfahrrad, auch Cargobike genannt, das mittlerweile für verschiedenste private und berufliche Zwecke genutzt wird. Aber was genau ist ein Lastenfahrrad, welche verschiedenen Arten und Einsatzgebiete gibt es für den emissionsfreien „Sattel-Schlepper“? Was kostet ein Lastenfahrrad? In diesem Beitrag findest du viele nützliche Informationen zu den einzelnen Lastenfahrrad-Versionen und deren Aufbau, ihren Vor- und Nachteilen und den jeweiligen Anschaffungskosten und Hinweisen zu Zubehör und Erweiterungsmöglichkeiten.

Lastenfahrrad als Zwei- oder Dreirad

Was ist ein Lastenrad überhaupt? Das Lastenfahrrad ist ein Fahrrad, mit dem man mehr oder weniger schwere Güter bzw. Menschen oder Tiere transportieren kann. Es gibt Konstruktionen mit zwei oder drei Rädern, und bei beiden muss man sich erst daran gewöhnen, die Balance zu halten. Während das wendige zweirädrige Lastenfahrrad vom Fahrverhalten her durchaus einem herkömmlichen Bike gleicht und einen relativ normalen Wendekreis hat, ist das Lenkverhalten des dreirädrigen Lastenfahrrads zu Beginn recht ungewohnt. Dafür bietet das Lastenrad-Trike eine hohe Stabilität und Balance. Als Daumenregel gilt: Wer eher sportlich unterwegs sein möchte, wählt beim Lastenfahrrad besser die Zweirad-Variante, wer gemütlicher biken will oder so richtig schwere Fracht hat, wird mehr Freude am Trike haben

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Lastenfahrrad.
Long John-Lastenfahrräder sind als Familienkutsche beliebt. (Bild: www.pd-f.de / Florian Schuh )

Lastenfahrrad: transportfreudige Vielfalt

Abgesehen von der Anzahl der Räder ist die Grundform des Lastenfahrrads auch bei den verschiedenen Versionen recht ähnlich. Unterschieden werden sie nicht zuletzt hinsichtlich der Position ihrer Tragefläche: Ist diese vorne, handelt es sich um einen sogenannten Frontlader, ist sie hinten, um ein Longtail. Im Folgenden stellen wir dir die wichtigsten Varianten des Lastenfahrrads vor:

Das Long John-Lastenfahrrad ist ein echter Klassiker. Lang und schlank konstruiert, ist diese Lastenrad-Variante bekannt für ihre sportliche, eher schnelle Fahrweise, die einfache Handhabung und die Tatsache, dass sie ausgesprochen zuladungsfreundlich ist: Bis zu 150 Kilogramm darf man auf die zwischen Vorderrad und Lenker angebrachte Ladefläche packen. Entsprechend beliebt ist Long John auch als Familienkutsche, denn bei diesem Lastenrad hat man die Ladung, also hier die Kinder, immer sicher im Blick. Der Anschaffungspreis richtet sich wie gewohnt nach der jeweiligen Ausstattung: Schon ab 1.700 Euro gibt es gute Long John-Transporträder, beispielsweise von Gazelle oder BBF. Ein E-Lastenrad kostet je nach Equipment, Power und Reichweite ab 5.000 Euro, für ein hochwertiges Modell wie das Riese und Müller Load 75 touring HS mit 1000 Wh muss man mit über 7.000 Euro rechnen.

Das Postfahrrad ist natürlich in der Regel knallgelb, hat einen besonders tiefen Einstieg, um das häufige Auf- und Absteigen zu erleichtern, und verfügt über einen äußerst stabilen (Rollen-) Ständer. Ein klassisches Post-Lastenrad verfügt sowohl über einen Frontträger als auch über einen Heckträger. Ein gutes Postfahrrad, das 200 Kilogramm Gesamtlast aushält, bekommest du ab ca. 1.000 Euro, in der Pedelec-Version gibt es das klassische Post-Lastenfahrrad fast nur mit maßgeschneiderten Aufbauten, sodass es hier schwierig ist, Vergleichspreise zu nennen. Das relativ einfach ausgestattete Post-Pedelec Hercules Rob Cargo R7 mit 135 Kilogramm Gesamtgewicht und 500 Wh kostet jedenfalls gut 3.000 Euro.

Das Bäckerfahrrad gehört zu den ältesten Lastenrädern überhaupt, seine Transportfläche für die auszuliefernden Brötchen befindet sich über dem Vorderrad. Um den auf die Fläche abgestimmten Körben möglichst viel Platz zu bieten, ist das vordere Laufrad beim Bäckerrad kleiner als das hintere Laufrad. Natürlich kann man mit dem Bäckerfahrrad auch ganz andere Dinge transportieren als Teigwaren: Es handelt sich bei die-sem Lastenfahrrad um ein normales Bike mit integrierter Ladefläche, die das Bäckerfahrrad besonders stabil macht. In der Regel gibt es auch noch einen Gepäckträger, der zusätzlichen Platz bietet. Je nach Ausstattung und Qualität musst du für ein solches Lastenrad 600 – 1.200 Euro anlegen. Als elektrisches Lastenrad sind Bäckerfahrräder eher selten: Das Pedelec Heavy Duty C7 HMB von Gazelle hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 135 Kilogramm und verfügt über einen 400 Wh starken Motor.

Der Backpacker, auch Longtail genannt, ähnelt einem normalen Bike – wäre da nicht der überlange, äußerst stabile Gepäckträger, auf dem sich alles Mögliche transportieren lässt, ob Getränkekisten oder der Nachwuchs. Ein Backpacker-Lastenfahrrad hat also die Last hinten, daher fährt es sich ganz ähnlich wie ein herkömmliches Bike. Normalerweise verfügt dieses Lastenfahrrad über besonders stabile Mittelständer, sodass man es auch mit Beladung kippsicher abstellen kann. Ein gut ausgestatteter Backpacker ist ab ca. 1.300 Euro zu haben, motorisiert ist der Spaß natürlich teurer: Das Electric Boda Boda von Yuba mit einer Zuladung von 100 Kilogramm kostet 3.250 Euro.

Lastenfahrrad als Trike

Die Dreiradversion des Lastenrads hat entweder zwei Räder hinten oder vorne. Für den Kindertransport ebenso wie fürden Transport von Tieren ist die Ladefläche in der Regel vorn – so weißt du immer ganz genau, dass es deinen Beifahrern gut geht. Auch bei der gewerblichen Personenbeförderung kann das Trike punkten, wobei das Lastenrad-Taxi bzw. die Lastenrad-Rikscha meistens die Ladefläche hinten haben. Immer häufiger sieht man auch Paketzusteller mit riesiger Transportbox im Heck und als Espresso-Express, fahrende Eisdiele und Imbissstand eignet sich das Lastenfahrrad. Natürlich haben die entsprechenden Aufbauten ihren Preis: Das model light von Christiania Bikes mit Transportbox und 100 Kilogramm Zuladung ist für 1.628 Euro zu haben, der Pedelec-Rollstuhltransporter model s von Christiania Bikes mit absenkbarer Rampe, Heckantrieb, Anfahrhilfe und 150 Kilogramm Zuladung für 4.938 Euro, das Familien-Trike Slim Mountain von Babboe kostet knapp 3.600 Euro und das Lastenfahrrad-Taxi Rikscha Yokler X (250 Kilogramm Zuladung) immerhin schon über 8.000 Euro. Aber dafür ist die Flexibilität von Cargobikes hinsichtlich des Einsatzzwecks außerordentlich groß und ein Lastenfahrrad lässt sich mit entsprechenden Aufbauten und Zubehör unglaublich vielseitig konfigurieren:

Lastenfahrrad-Zubehör

Abgesehen von maßgeschneiderten Aufbauten für die gewerbliche Nutzung gibt es auch diverses Lastenfahrrad-Zubehör „von der Stange“. Hier eine kleine Auswahl:

  • Familienkutsche / Lastenfahrrad-Taxi / Tiertransporter: Kindersitze, Sitzkissen, Sitzpolster, Anschnallgurte, Abdeckungen gegen Regen und Sonne, Bodenmatten, Tiertransport-Box mit / ohne Verdeck
  • Allgemeiner Transport: Alu-Boxen in allen möglichen Größen, Spanngurte zur Ladesicherung, Schutzplanen
  • Rückspiegel: Dieses Extra bietet bei allen Fahrten mit dem Lastenfahrrad ein Plus an Sicherheit!
Lastenrad.
Beim Longtail werden die Lasten auf dem überlangen Gepäckträger transportiert. (Bild: www.r-m.de | pd-f )

Lastenfahrrad: Welche Vor- und Nachteile bringt es?

Mit dem Lastenfahrrad bist du sehr flexibel und kannst dein Auto in vielen Situationen stehen lassen oder eventuell ganz auf ein Auto verzichten. Mit dem Lastenfahrrad bewegst du dich CO2-neutral, musst keinen Gedanken an die Auto-Parkplatzsuche mehr verschwenden und stehst auf dem Weg zur Arbeit nie wieder im Stau. Ein Lastenfahrrad eignet sich aber nicht nur für den Alltag, sondern auch für Familienausflüge mit Kind und Kegel, mit Mann und Maus bzw. Hund. Und darüber hinaus ist das Lastenfahrrad eine echte Alternative für Startups, die einen Autokauf vielleicht rein finanziell nicht wuppen könnten und für Unternehmen, die umweltfreundlich denken und das auch nach außen tragen und umsetzen möchten. Natürlich gibt es aber auch beim Lastenfahrrad einige Dinge zu bedenken. Das Fahrverhalten unterscheidet sich von dem eines herkömmlichen Bikes, ganz besonders mit schwerer Beladung. Deshalb solltest du dich beispielsweise nicht zu scharf in die Kurve legen. Und natürlich muss die Ladung wie beim Auto auch stets gut gesichert werden – und darf das zulässige Gesamtgewicht niemals überschreiten. Obwohl beim Lastenfahrrad und seiner Pedelec-Version keine Helmpflicht besteht, solltest du im eigenen Interesse dennoch deinen Kopf entsprechend schützen – und auch deine Kinder sollten auf dem Lastenfahrrad stets einen Helm tragen. Die Maße und das Gewicht des Lastenfahrrads können auch beim Diebstahlschutz ein echter Nachteil sein: Wer keine Möglichkeit hat, seinen Packesel ebenerdig in einem geschützten Bereich oder Raum unterzubringen, muss es draußen stehen lassen. Falls das auch bei dir der Fall ist, findest du  hier Tipps, mit denen du es (Lastenfahrrad-) Langfingern schwer machen können. Ein weiterer Nachteil ist das Gesamtgewicht, das fortbewegt werden muss. Geht es etwas mehr bergauf und  du hast den Wocheneinkauf und / oder deine Kinder auf dem Lastenfahrrad dabei, kann es sein, dass dir dann doch die Puste ausgeht. Hier bietet sich die E-Version des Lastenfahrrads an – allerdings ist die nicht gerade billig...

Lastenfahrrad: eine echte Alternative zum Kfz?

Vergleicht man die Preise für ein E-Lastenrad mit den Kosten für ein gebrauchtes Kfz, relativiert sich der „Ist aber ganz schön teuer“-Effekt. Natürlich hat auch ein Lastenfahrrad seine Transportgrenzen, aber für viele Zwecke und gerade in der Stadt bietet es enorme Kapazitäten und ein ebenso herausragendes Potenzial für den Umweltschutz. Dieses Potenzial hat auch die deutsche Bundesregierung erkannt: Seit dem 1. März 2018 bis 28. Februar 2021 bezuschusst die Bundesregierung Kommunen und Unternehmen mit 30 Prozent (maximal 2.500 Euro) der Anschaffungskosten von Lastenfährrädern, Lastenanhängern und Gespannen, die einen Pedelec-Antrieb haben und mindestens 1 m3 Transportvolumen vorweisen können. Einzelne Bundesländer haben zudem eigene Lastenfahrrad-Förderprogramme, beispielsweise Berlin. Mehr Infos zu den Zuschüssen findest du in unserem Artikel: Zuschüsse zu Lastenrädern. Wenn du planst, dir ein Lastenfahrrad zuzulegen, ob nun privat oder beruflich, solltest du dir auf jeden Fall eine Kaufberatung beim Lastenrad-Fachmann gönnen, um genau das Cargobike zu bekommen, das dir die besten Dienste leistet!

 

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