Lael Wilcox: Weltumrundung mit dem Fahrrad in 108 Tagen

Fahrrad-Weltumrundung: Wer ist Lael Wilcox?

Die 1986 in Alaska geborene Lael Wilcox hatte schon frühzeitig ein Faible für Radreisen. Lange Touren führten sie durch Nordamerika, Afrika, den Nahen Ost und Osteuropa. 2014 trat sie erstmals in einem Wettkampf in Erscheinung: und zwar als einzige Frau 2014 bei der Holyland Challenge in Israel. Bikepacking-Touren sind genau ihr Geschmack – und die Rekordjagd ihr Lebenselixier. 2017 brach sie bei der Durchfahrt der Halbinsel Niederkalifornien den Männer-Rekord und stellte damit auch einen neuen für Frauen auf. Beim Trans Am-Radrennen durch die USA war sie 2016 nicht nur die erste Frau auf dem Siegertreppchen. Zuvor hatte auch noch nie jemand mit US-Staatsbürgerschaft dieses uramerikanische Langstrecken-Radrennen gewonnen. 18 Tage und 10 Minuten dauerte für sie dieser Radmarathon. Bis Lael Wilcox zur Fahrrad-Weltumrundung startete, kamen noch einige Siege und Rekorde zusammen – etwa 2020 bei der Westfjords Way Challenge in Island. Nachdem sie bereits mit ihrer Partnerin Rue Kaladyte die Bikepacking-Route durch Niederkalifornien aus eigenen Stücken realisiert hat, schuf Wilcox den Lael Rides Alaska Women's Scholarship. Dieser Preis geht an Frauen und Transpersonen mit selbst geplanten und verwirklichten Bikepacking-Routen.

Das Wilcox-Bike ist ein Rennrad

Dann aber machte sich Lael Wilcox an die längstmögliche Bikepacking-Tour: die Weltumrundung mit dem Fahrrad. Bei der Routenplanung half ein begeistertes Netzwerk mit. Es sollte nicht einfach nur ums Runterschrubben von Kilometern gehen – immerhin brachte sie es bei ihrer Fahrrad-Weltumrundung im Schnitt auf 175 „miles per day“ (262 Kilometer). Zum Konzept gehörte auch: Wer wollte, durfte sie auf der Strecke ein Stückweit begleiten. Tourengäste konnten gern im Windschatten mitfahren. Nur für die Ausnahmesportlerin selbst war der Windschatten tabu. In 110 Tage wollte sie ihr ehrgeiziges Vorhaben meistern. Am 26. Mai 2024 stieg sie in Chicago aufs Rad und fuhr los. Das Wilcox-Bike war übrigens kein Gravel-Bike, wie man angesichts der unklaren Wegverhältnisse hätte annehmen können. Die Frau aus Alaska hatte sich für ein Specialized Roubaix entschieden. Dieses Rennrad wird eigens für Frühjahrsrennen gebaut und kommt gut mit Kopfsteinpflaster zurecht.

Rekord-Weltumrundung: Fahrrad fahren mit Asthma

Als Lael Wilcox am 11. September mit einem strahlenden Lachen wieder in Chicago anlangte, hatte sie ihre eigene Zielmarke um zwei Tage unterboten. Die insgesamt 29.169 Kilometer legte sie in 108 aufreibenden Tagen, 12 Stunden und 12 Minuten zurück. Dabei wurden auch 191.987 Höhenmeter überwunden! So kassierte die Amerikanerin auch den bisherigen Frauen-Rekord bei einer Weltumrundung mit dem Fahrrad: 124 Tage, 10 Stunden, 50 Minuten. Den hatte 2018 Jenny Graham aus Schottland aufgestellt. Wie die Ultra Distance Racer vor ihrer Rekordfahrt in einem Interview bekannte, hatte ihre Leidenschaft fürs Radfahren ganz banal angefangen. Sie war jeden Tag mit dem Bike zu ihrem Arbeitsplatz in einer Brauerei gefahren und übers tägliche Pendeln auf die Idee für lange Radreisen gekommen. Unglaublich: Die hochprofessionelle Endurance-Radfahrerin Lael Wilcox hat starkes Asthma und Atemprobleme. So bedarf jedes ihrer Abenteuer einer peniblen mentalen und physischen Vorbereitung. Ihren Fans auf der ganzen Welt gibt sie einen Ratschlag aus ihrer Praxis: "Trainiert so viel wie möglich. Je mehr ihr fahrt, desto weniger Schmerzen werdet ihr haben“.

So lief die Weltumrundung mit dem Fahrrad

In ihrem Podcast hat Lael Wilcox ausgiebig ihre Eindrücke von unterwegs geteilt. Dabei kamen spannende und auch kuriose Fakten zutage: 22 Länder wurden durchkreuzt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit belief sich auf 23,3 km/h. Insgesamt 900 Kaffees und Colas trank die Radlerin, um sich mit Energie zur versorgen. Immerhin verbrauchte sie bis zu 8.000 Kalorien am Tag! Während der Weltumrundung per Fahrrad begleiteten sie streckenweise rund 3.000 Leute. Drei Wochen nächtigt sie im Zelt, die meisten übrigens Tage war aber ein Hotel drin. Kompromissloses Bikepacking war’s also nicht so ganz. Und der schönste Tag der globalen Tour? Als Lael Wilcox aus Richtung Westen kommend in Alaska eintraf.