Person fährt auf E-Skateboard
Ferrari auf vier Rollen: E-Skateboards erobern den Markt der Elektromobilität (Bild: helivideo - stock.adobe.com )

Ferrari auf vier Rollen: E-Skateboards erobern den Markt der Elektromobilität

Der Markt der Elektromobilität wächst immer weiter und hat mittlerweile auch die Skateboards erreicht. Erfahren Sie hier mehr zu dem E-Skateboard.

  • 5 Min.
  • 19/01/2018 - 14:09
  • Hanna von linexo
  • Auf einen Blick

Die Zukunft hat vier Rollen und einen Elektromotor: E‑Skateboards erobern den Markt in rasanter Geschwindigkeit. In Sachen Fahrspaß, Leichtigkeit und Reichweite setzen die umweltfreundlichen Bretter der Firma Evolve neue Maßstäbe.

Mit leichtem Druck des Zeigefingers auf die kabellose Pistolen-Fernbedienung setzt sich das Brett in Bewegung. Die ersten Runden sind noch von Vorsicht geprägt, nach der dritten Runde löst sich die Spannung im Körper, nach der fünften erhöht man den Druck des Zeigefingers und nimmt mehr Fahrt auf – spätestens bei der zehnten Runde lässt man dem Tempo seinen Lauf und genießt das Freiheitsgefühl auf dem Brett. Willkommen bei Evolve-Skateboards, einem der weltweit führenden E‑Skateboard-Hersteller.

Die rund 500 Quadratmeter große Halle im Düsseldorfer In-Viertel Flingern ist Showroom, Lagerhalle, Werkstatt und Vertriebszentrale in einem. Seit Oktober sind Geschäftsführer Jens Haffke und sein Team aus neun Mitarbeitern in dem schicken Gebäude in Düsseldorfs Zentrum zu Hause. Von hier aus verschickt die Evolve Distribution GmbH die Elektro-Skateboards in 13 Länder Europas. Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien, Niederlande, Polen, Tschechien, Skandinavien – halb Europa beliefern die E‑Skateboard-Pioniere.

Die ersten Bretter kamen aus Australien

Angefangen hat alles vor neun Jahren: Jens Haffke arbeitete in Düsseldorf als freiberuflicher Webdesigner und musste auf dem Weg zur Arbeit „einen fiesen Berg hoch“, wie er erzählt. Der leidenschaftliche Snowboarder und Surfer kam auf die Idee, dass sich das Problem wohl mit einem elektronisch betriebenen Skateboard bewältigen ließe. Er googelte danach – und bestellte sich sein erstes Board mit Elektroantrieb. Zusammen mit einem Kumpel ging’s los. „Wir wurden an jeder Kreuzung darauf angesprochen: Wo gibt’s das?“, sagt der 43-Jährige. Vier Jahre fungierte er nebenberuflich als Händler „für verschiedene Boards, die aber früher alle ziemlich gleich waren“.

Jens Haffke hielt aktiv Ausschau nach einem hochwertigen Produkt und stieß 2012 auf Evolve, von denen in Europa seinerzeit noch kaum jemand gehört hatte. „Bei den ersten Videos von Evolve dachte ich, das sieht vielversprechend aus.“ Er bestellte in Australien ein Board zum Testen – es war das zwanzigste, das überhaupt von Evolve gebaut worden war. Nachdem es sich in Tests positiv darstellte, bestellte Haffke die ersten fünfzig Skateboards. „Jetzt, fünf Jahre später, kommen auch mal zwei Schiffscontainer voller Boards auf einmal an“, sagt Haffke. Evolve-Gründer Jeff Anning hatte einst eine Hypothek auf sein Haus aufgenommen, um das Unternehmen an der Gold Coast gründen zu können. Das Risiko hat sich gelohnt. Heute ist die Firmengeschichte eine Erfolgsstory – und Jens Haffke ein Teil davon.

Schrauben in langen Nachtschichten

Anfangs hatte er die elektrischen Boards neben seiner eigentlichen Webdesign-Arbeit in langen Nachtschichten selbst zusammengeschraubt. „Das war eine Mordsarbeit“, sagt er rückblickend über das Zusammensetzen der Einzelteile in Handarbeit. Als durch die Evolve-Boards die Nachfrage immer größer wurde und die Verkaufszahlen stiegen, setzte er irgendwann komplett auf die Karte E‑Skateboard. Für den jungen Familienvater ist das Geschäft pure Leidenschaft. „Hier das Lächeln der Kunden zu sehen, das macht Riesenspaß“, sagt der Jungunternehmer mit Dreitagebart im schwarzen Hoodie mit Firmenlogo, dazu Jeans und Turnschuhe.

Wenn er im Showroom das Topmodel Evolve GTX Bamboo Street aus der Ausstellung nimmt, die Füße aufs Brett stellt, die Beine leicht auseinander, den Schwerpunkt auf ein Bein verlagert und dann die LCD-Screen-Fernbedienung aktiviert, um schwungvoll zu starten, umspielt ein zufriedenes Lächeln sein Gesicht. „Das GTX ist vergleichbar mit einem Ferrari. Wenn man da aufs Gas geht, lässt man jeden Fahrradfahrer stehen.“

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Ferrari auf vier Rollen: E-Skateboards erobern den Markt der Elektromobilität (Bild: Warren Goldswain - stock.adobe.com )

Reichweite von bis zu fünfzig Kilometern

Die Bedienung ist kinderleicht, die Varianten sind zahlreich. Street-Boards fahren je nach Rollen und Zahnrad bis zu 47 km/h schnell, die Reichweite beträgt je nach Modell zwischen 35 und 50 Kilometer. Die Lithiumionen-Akkus befinden sich in einer flachen Box über die ganze Länger unter dem Brett und schaffen bei einem Antrieb von 3000 Watt der Dual-Outrunner-Motoren des GTX-Models Steigungen von bis zu 25 Prozent. „Die Power reicht auch, um einen Fahrradfahrer vor sich herzuschieben oder mehrere zu ziehen.

Es hat auch mal einer ein Auto im Leerlauf vor sich hergeschoben“, sagt Haffke. Die Holzmischung aus Bambus und Ahorn der Australier in Verbindung mit Profi-Longboardrollen oder -reifen lässt einen im Vergleich gut gefedert über jedes Terrain rollen. „Einige andere E‑Skateboards haben den Motor in den Rollen, was die Dämpfung und den Komfort beeinträchtigt, die fahren sich dann wirklich bretthart.“ Wer es etwas härter mag, entscheidet sich für ein Elektro-Skateboard aus Carbon.

Das Set-up lässt sich innerhalb weniger Minuten von einem Street-Board mit Longboardrollen auf ein All-Terrain-Board mit großen Luftreifen umbauen. „So hat man zwei Boards in einem",so Haffke. Beim Durchpflügen von Wiesen und Schotterpisten auf vier Luftreifen ist die Reichweite zwar geringer, mit bis zu dreißig Kilometern aber dennoch größer als die der Konkurrenz. „Und kein anderes Board erreicht diese Power. Wir dürfen uns als Marktführer bezeichnen“, sagt Haffke. Und ist der Akku mal leer gefahren, können die Bretter immer noch normal angeschoben werden – pushen nennen das die Insider.

Studie zur Straßenzulassung von E‑Gefährten

Die Preise zwischen 1000 Euro (für das Modell ONE) und 2000 Euro (für ein Carbon-Modell) zahlen vor allem Kunden ab dreißig Jahren, die Hauptzielgruppe liegt zwischen 20 und 45 Jahren. Viele Surfer, Snow- und Wakeboarder wollen auf das Freiheitsgefühl auch außerhalb ihres Urlaubs nicht mehr verzichten. Kein Platzproblem bei der Mitnahme in der Bahn, keine Parkplatzsuche, aber dennoch eine veritable Reichweite – das zeichnet die sieben bis neun Kilogramm leichten E‑Skateboards von Evolve aus. „Das ist das effizienteste Elektrofahrzeug, dass es gibt“, sagt Haffke – und umweltfreundlich ist es allemal. Die Experten empfehlen beim E‑Skaten eine Schutzausrüstung mit Helm, Handgelenk-, Knie- und Ellenbogenschonern.

Schwierig ist bislang die Frage nach der Versicherung. Es gibt noch keine Klasse unter der man E‑Skateboards versichern könnte“, sagt Jens Haffke. Die Bundesregierung arbeitet intensiv an einer Straßenzulassung von Elektrokleinstfahrzeugen. Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) prüft die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) in einer Studie die Kategorisierung von E‑Gefährten wie Segways, Hoverboards, E‑Tretrollern, E‑Wheels und E‑Skateboards. „Vor zwei Jahren hat die Bundesanstalt dafür ein Board bei uns gekauft“, berichtet Haffke. „E‑Mobilität steht weit oben auf der politischen Agenda.“ Am Ende aller Studien soll die rechtlich verbindliche Zulassung im öffentlichen Straßenverkehr stehen. „Ich denke, dass es bald auch offiziell erlaubt ist“, sagt Haffke, der für 2018 damit rechnet. „Das wird noch mal einen richtigen Boom auslösen“, ist er überzeugt.

E‑Skateboard als Heiligtum

Rund 95 Prozent der E‑Skateboards werden verschickt. Der versicherte Versand läuft problemlos – innerhalb Deutschlands kommt das begehrte Board innerhalb eines Tages an, in anderen europäischen Ländern innerhalb von zwei bis drei Tagen. Seit diesem Jahr springen auch immer mehr Händler auf das elektronische Brett auf und bieten die E‑Skateboards in Longboard- oder Surfboardläden an. Die Nachfrage sei ungebrochen und gehe jedes Jahr weiter steil nach oben. Die Liebe zum E‑Skateboard geht sogar so weit, dass ein Kunde nicht nur eines zum Fahren hat, sondern auch eines zum Bestaunen – als unantastbares Anschauungsstück unter seinem gläsernen Couchtisch.