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Das Fahrradtaxi: eine Alternative mit Zukunft
Eine Fahrt mit der Fahrradrikscha ist ein besonderes Erlebnis: gemütlich, originell, nostalgisch und zugleich zukunftsorientiert. Mehr dazu in diesem Artikel.
- Auf einen Blick
Du rollst durch die Kölner Altstadt, durch den Englischen Garten in München und quer durchs quirlige Berlin – Fahrradtaxis, die nicht zufällig an asiatische Rikschas erinnern und auch oft so genannt werden. Die emissionsfreie Alternative zum Personentransport im Auto fährt weltweit mit zumeist zwei Passagieren, die sich entspannt und mit einem besonderen Erlebnis ans Ziel juckeln lassen können. Wurdest auch du schon mal in einer Fahrradrikscha gefahren, betreibst selbst eine oder kennst sie aus einem Urlaubsland? Hier liest du, woher dieses Gefährt eigentlich herkommt, was man alles mit ihm machen kann, welche Typen es gibt und was es kostet.
Die Erfindung der Fahrradrikscha
Weil Europäer offenbar zu groß für japanische Sänften waren, wurde für sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Rikscha erfunden. Im Grunde war sie nichts anderes als ein fahrbarer Stuhl über einer Achse mit zwei großen Rädern, die von einem sogenannten Rikscha-Kuli per Muskelkraft gezogen wurde. Schnell wurde das für herrschende Schichten bequeme Fahrzeug auch in Indien, China und weiteren Ländern Asiens und Afrikas heimisch. Heute gibt es kaum noch Rikschas – zum Glück, denn der Job des Fahrers war hart, mutet aus heutiger Sicht unmenschlich an und ist nicht zuletzt ein Ausdruck für Kolonialismus. Um die Wende zum 20. Jahrhundert kamen aber auch Fahrräder in Mode. Findige Weltreisende zählten eins und eins zusammen und erfanden die Fahrradrikscha, damals in Deutschland Fahrraddroschke genannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich dieses einfache, überaus praktische und für den Fahrer sehr wohl zumutbare Transportsystem auf drei Rädern nahezu weltweit durchgesetzt.
Wissenswertes rund ums Fahrradtaxi
Zugegeben, Opernbesucher auf dem Heimweg oder Geschäftsleute, die vom Flughafen schnell ins Kongresszentrum möchten, werden sicher kein Fahrradtaxi rufen. Das spielt seine Stärken woanders aus – und die liegen vor allem im urbanen Raum abseits mehrspuriger Hauptverkehrsachsen. Fahrradrikschas eignen sich – wie übrigens auch Pferdedroschken – wunderbar für die beschauliche Sightseeing-Fahrt zu Sehenswürdigkeiten und durch Parks, allein oder zu zweit.
Das moderne Fahrradtaxi: Das sind seine Vorzüge
Die umweltfreundliche Fortbewegung hat etwas angenehm Natürliches, fast schon Archaisches. Wie ein Kutscher oder Gondelfahrer muss der im Sattel sitzende Fahrradkurier in die Pedale treten und mit seiner Körperleistung für die Zufriedenheit der Passagiere sorgen. Keine tuckernden Motoren und Hightech, kein unpersönliches Zu- und Aussteigen wie im Straßentaxi – hier geht alles etwas geruhsamer und von Mensch zu Mensch vonstatten. Fahrradtaxis sind unkompliziert zu parken, kosten natürlich weniger als eine Limousine und sind inzwischen sogar Bestandteil großstädtischer Mobilitätskonzepte. Ihre Fähigkeiten tragen dazu bei, den Wunsch nach einer autofreien Innenstadt zu realisieren. Gerade auf Kurzstrecke bis zu zwei Kilometern können Fahrradrikschas ihre Vorteile als alternatives Verkehrskonzept ausspielen, das historisch gesehen schon vor dem Auto da war und das es unter bestimmten Rahmenbedingungen betriebswirtschaftlich und ökologisch übertrifft. Insofern dürften wir in den kommenden Jahren mehr davon hören, wie auch das Fahrradtaxi die Mobilitätswende vorantreibt – selbst wenn ihm noch immer ein charmanter Hauch des Kuriosen anhaftet.
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Welche Typen von Fahrradtaxis sind unterwegs?
So einfach das Prinzip, so vielfältig die Erscheinungsformen. Es gibt eine verwirrende Fülle an Fahrradtaxi-Typen. Nicht nur zwischen Mexico City und Berlin bestehen bei den vorherrschenden Modellen optische und technische Unterschiede. Mal ist das antreibende Fahrrad deutlich sichtbar vor ein einachsiges Wägelchen mit zwei gepolsterten Sitzplätzen „gespannt“, mal bilden Fahrrad und Doppelsitz eine Einheit, die von einem schnitten Gehäuse in Tropfenform umschlossen wird. Diese integrierte Konstruktion, zu der es zahlreiche Designvarianten gibt, ist die häufigste auf deutschen Straßen und deshalb auch die meist anzutreffende Form der Fahrradrikscha. Besonders in Übersee sind zudem Modelle beliebt, bei denen das Fahrrad hinter den Sitzen angebracht ist und die Passagiere ähnlich wie beim Lastenrad geschoben werden. Dieser Antrieb weicht damit von der klassischen Rikscha ab.
Fahrradrikscha: Gibt es gesetzliche Auflagen?
Für den Personentransport mit einem Fahrradtaxi bedarf es keiner Genehmigung. Zu diesem Urteil kam unter anderem das Oberlandesgericht Dresden im Jahr 2004. Und so entschieden auch andere Gerichte. § 21 der 2020 überarbeiteten Straßenverkehrsordnung, der die Mitnahme von Personen auf dem Fahrrad regelt, sieht für die Fahrradrikscha keine besonderen Regelungen vor. Sie ist damit dem Fahrrad gleichgestellt. Aktuell wird kein technisches Gutachten von TÜV oder Dekra gefordert. Jedoch muss das Fahrradtaxi über eine Kennzeichnung verfügen. Für die Fahrer gilt: Wer mit dem Fahrradtaxi Terminfahrten absolviert, braucht einen Gewerbeschein. Im Tagesgeschäft wird eine Reisegewerbekarte verlangt.
Was kostet ein Fahrradtaxi?
Die Preise für eine verkehrssichere Fahrradrikscha beginnen bei etwa 2.500 Euro. Wer Markenqualität, mehr Komfort und technische Finessen wünscht, wird schnell in einem Preissegment fündig, das den dreifachen bis vierfachen Betrag fordert. Die Anschaffung eines Fahrradtaxis ist somit kein Hobby, sondern eine reale Geschäftsgrundlage. Für Rundfahrten zahlt man als Passagier meist etwa 20 bis 30 Euro. Für Shuttlefahrten oder Eventtouren gelten in der Regel anlass- und personenbezogene Preise auf Anfrage.
Buntes Tourenprogramm mit der Fahrradrikscha
Fahrradtaxis sind überall dort gern gesehen, wo Touristen eine Stadtrundfahrt unternehmen oder abseits des Straßenverkehrs zu einem Ausstellungsgelände oder einer Konzertbühne kommen möchten. Weil die Fahrt in einer Fahrradrikscha nicht alltäglich ist und Spaß macht, wird sie oft für Junggesellinnenabschiede und andere Party-Touren angeboten. Auch Brautpaare lassen sich gern „ganz in Weiß“ unter großem Hallo zum Standesamt oder zur Kirche radeln. Da kann dann schon mal ein richtiger Fahrradtaxi-Corso zusammenkommen. Genauso sind Candle-Light-Touren auf drei Rädern zu romantischen Schauplätzen und Fahrten für Kindergeburtstage möglich. Einige Unternehmen stellen ihre Fahrradrikschas bevorzugt für den Transport älterer Menschen zur Verfügung. Eine der interessantesten Einsatzmöglichkeiten: Fahrradtaxis sind bei Film-Außenaufnahmen ein häufig gebuchtes Vehikel, auf dem das Kamerateam die Darsteller bei Straßenszenen in der gewünschten Geschwindigkeit begleiten kann.