Ein Fahrradsattel.
Worauf sollte man beim Fahrradsattel achten? (Bild: Özgür Güvenç - stock.adobe.com )

Der Fahrradsattel

Der Fahrradsattel und die Sicherheit - Lohnt sich ein teurer Sattel? Worauf es bei einem Fahrradsattel wirklich ankommt, erfährst du in diesem Artikel.

  • 5 Min.
  • 18/12/2017 - 13:49
  • David von linexo
  • Auf einen Blick

Eigentlich hat jeder schon mal die Erfahrung mit schmerzerzeugenden Fahrradsätteln gemacht. Oft sucht man den Fehler in der eigenen Unsportlichkeit oder man vertröstet sich mit dem Gedanken, dass man diesmal eben zulange Rad gefahren ist. Tatsächlich aber haben diese Schmerzen etwas mit falsch gewählten Sattelformen zu tun.

So wie man sich ‚sattelt‘, so fährt man

Der Sattel ist neben dem Fahrradlenker und den Pedalen der dritte Kontaktpunkt zwischen Mensch und Fahrrad. Der Sattel sollte deshalb nicht gerade eben passen, sondern vielmehr gut ‚sitzen‘ wie ein Schuh. Genau wie beim Schuhwerk sind auch beim Sattel drückende Stellen zu vermeiden. Es ist deshalb nicht verkehrt, beim Fahrradkauf den standardmäßig angebotenen Sattel gegen ein Modell auszutauschen, der zu den persönlichen Voraussetzungen und Vorlieben passt.

Früher gab es Damen- und Herrensättel. Dabei waren die Damensättel breiter als die Herrensättel. Damit wollte man Rechnung tragen, dass Damen vermeintlich grundsätzlich über ein breiteres Becken als die Herren verfügen. Heute geht der Trend mehr in Richtung Unisex-Sättel. Auch hier gibt es verschiedene Formen, die sich jedoch vor allem nach dem Verwendungsbereich des Fahrrades und dem tatsächlichen Körperbau des Anwenders oder der Anwenderin unterscheiden lassen.

Dabei müssen beide Faktoren gemeinsam betrachtet werden. Je nach Verwendungsbereich des Fahrrades verändert sich nicht nur die Haltung, sondern es verändern sich auch die Positionen der relevanten Körperstellen in Bezug auf den Sattel.

Worauf kommt es wirklich an?

Für ein positives Fahrgefühl entscheidet die Art und Weise, wie der Sattel das Sitzen unterstützt. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass sich das eigene Gewicht auf drei Kontaktpunkte (Fahrradlenker, Pedale und Sattel) verteilen sollte. Bei körperlicher Ermüdung kommt es zu einer Veränderung der Gewichtsverteilung. Je weniger Druck auf die Pedale abgegeben und je weniger Gewicht auf dem Fahrradlenker abgestützt wird, desto mehr ist der Sattel in der Pflicht.

Beim Sitzen ist eine bestimmte Stelle in der Anatomie des Menschen besonders wichtig: Die Sitzbeinhöcker. Diese sollten der eigentliche Kontaktpunkt zwischen Körper und Sitzunterlage sein. Tun sie das nicht, sitzt der Mensch unbequem. Ein weicheres Sitzmaterial – zum Beispiel einen stärker gepolsterten Sattel – zu nehmen, hilft nur bedingt. Vielen Menschen ist vielleicht schon aufgefallen, dass man sich zuhause auch in einem Polstersitz unbequem fühlen kann.

Der Abstand zwischen den beiden Sitzbeinhöckern, auch Sitzknochen genannt, ist bei den Menschen verschieden. Ist der Sattel zu schmal, finden nicht beide Höcker ausreichend Halt. Ist er zu breit, bildet er eine unnötige Reibungsfläche für den Körper. Deshalb zahlt es sich aus, diesen Abstand vor der Auswahl eines Sattels zu messen.

Der richtige Sattel hängt aber auch von der Haltung beim Fahren ab. Bei einer aufrechten Fahrt – wir kennen sie vor allem bei Fahrten mit den City-Rädern – sitzen die Sitzbeinhöcker voll auf dem Sattel auf. Ist die Haltung eher geneigt, dann verlagert sich das Gewicht von den Sitzbeinhöckern auf das Schambein bzw. vorher noch auf die Schambeinkufen.

Die Bestimmung des richtigen Sattels erfolgt deshalb in etwa so: Durch Sitzen auf einer Messpappe werden die Maße der Sitzknochen ermittelt. Je nach Nutzungsart des Fahrrades wird dann die Breite des Sattels bestimmt. Dieser fällt umso breiter aus, desto aufrechter der Fahrer sitzt. Ist die Haltung eher nach vorne geneigt, hilft eine Absenkung der Sattelnase, Reibung und Druckstellen zu vermeiden.

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Ein Einrad steht angelehnt am Baum.
Ein Einrad verwendet einen Sattel mit Sattelnase. (Bild: roostler - stock.adobe.com )

Die Exoten unter den Fahrradsätteln

Beim eigenen Fahrrad wird man wahrscheinlich kaum auf exotische Fahrradsättel zurückgreifen. Der folgende Überblick hilft aber verschiedene Ideen auf diesem Gebiet besser zu verstehen. Zum Beispiel verwendet ein Einrad einen Sattel mit Sattelnase. Der aufrecht auf dem Sattel sitzende Fahrer verwendet diese Nase als Hilfsmittel zum Balancieren.

Bei Vorführungen auf dem Kunstrad hingegen, steht der Fahrer mit seinen Gymnastikschuhen im Rahmen seines Programms auf dem Sattel und zeigt so seine akrobatischen Fähigkeiten. ‚Kunstvoll‘ geformt und weniger der Zweckmäßigkeit gewidmet waren die Bananensättel, die manche noch von den Bonanzarädern der 1970er Jahre kennen.

Für Fahrten mit dem Dirtbike oder BMX-Rad ist der Sattel dahingehend optimiert, dass bei Sprüngen mit dem Fahrrad der Fahrer nicht zu hart in den Sattel fällt. Außerdem wird bei manchen Sprüngen der Sattel zur Steuerung des Fahrrades verwendet, indem er zum Beispiel zwischen den Knien eingeklemmt wird.

Sonderform beim Pedersen Fahrrad

Eine interessante Sattellösung entwickelte der Däne Mikael Pedersen bei seinen Fahrrädern: Er spannte einen geflochtenen Sattel wie eine Hängematte zwischen Fahrradlenker und Sattelstütze. Die aus mehreren Dreiecken gestaltete Rahmenkonstruktion des Pedersen-Fahrrads wird heute immer noch von Enthusiasten nachgebaut.

Der Sattel und die Sicherheit

Ein falscher Sattel führt nicht zwangsläufig zu einem Unfall. Ein Gefahrenmoment bildet aber das Sattelrohr und die darin verschiebbare Sattelstütze. Diese stellt ein Verschleißteil dar und sollte deshalb nach längerer Nutzung auf Beschädigungen untersucht und gegebenenfalls ausgetauscht werden. Besonders beansprucht werden diese Teile von großen Personen, die die Stützen bis zum erlaubten Maximum aus dem Sattelrohr ziehen müssen, um auf dem Rad gut fahren zu können.

Resümee

Ein falsch gewählter Sattel macht sich schnell durch Schmerzen bemerkbar. Auch wenn dies nicht zu Unfällen führen muss, ist so ein Sattel der Gesundheit abträglich. Deshalb zahlt es sich aus, etwas mehr Zeit und Geld für einen Sattel auszugeben, der den eigenen Körperformen und der bevorzugten Haltung am Rad entspricht.